2009

2009

Die mangelnde Unterstützung unserer Arbeit durch staatlich finanzierte Gedenkstättenverbände und Behörden ist beklagenswert. Anstatt bürgerschaftliches Engagement zu fördern oder wenigstens zu begrüßen, hat man unsere Ideen schließlich aufgegriffen und die Erinnerungsarbeit im eigenen Interesse halbherzig institutionalisiert. Währenddessen werden unsere Aktivitäten als Spinnerei posttraumatisierter Zeitzeugen abgetan.

 


1. Februar
Der Verein nimmt Kontakt zum Bauleiter des Hafens Mukran auf und sichert zahlreiche Unterlagen und Bildmaterialien.

1. März
Internetauftritt des Vereins.

19. März
In der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur findet ein vom Initiator des Denk-MAL- Prora e.V. gefordertes Gespräch statt: Teilnehmende: Dr. Kaminsky, Herr Grünbaum (Bundesstiftung), Herr Schmidt (Landeszentrale für Politische Bildung, Schwerin), Dr. Stefan Wolter (Denk-MAL-Prora
e.V.)

Anlass:
- Das Desinteresse der Aufarbeitungs- und Bildungsbehörden am  „Versorger Mukran“, der einstigen Bausoldatenkantine
- Das anhaltende Desinteresse von  Prora-Zentrum e.V. an der (DDR- ) Bausoldatengeschichte, insbesondere hinsichtlich der baulichen Relikte, die der Anschauung dienen könnten.

Ungeachtet dessen wird die Arbeit des „Prora-Zentrum“ nicht infrage gestellt. Es stellt sich heraus, dass dieser Verein (durch die Landrätin an der Spitze (= DIE LINKE) sowie  über die Landesfachstelle Politische Memoriale e.V.) in die Landesregierung vernetzt ist. Unserer Forderung nach einem Bildungsangebot (Ausstellung) über die gesamte Wehr- und Waffendienstverweigerung in der DDR wird eine Absage erteilt. Der angefragte Rainer Eppelmann (selbst ehemaliger Bausoldat) positioniert sich hierzu nicht.

1. April
Der Verein übergibt dem Jugendzeltplatz Prora kostenlos ehrenamtlich gestaltete und finanzierte Broschüren über die Nutzungsgeschichte von Block V. Damit leistet Denk-MAL-Prora e.V. vor Ort die einzige Bildungsarbeit zur DDR-Geschichte (ein besonderer Dank gilt Tobias Bemmann).

22. April
Laut Zwischenbericht aus der Denkmalfachbehörde in Schwerin hat unser Verein in Mukran einen der letzten
Wachtürme in MV gerettet.

1. Mai
Dank unserer Internetauftritte hat der historische Bausoldatenversorger in Mukran einen neuen Betreiber gefunden, der mit unserem Verein kooperiert und die reale Geschichte des Ortes vermittelt.

12. Juni – 26. Juli
Denk-MAL-Prora e.V. startet eine Plakataktion zur
Wanderausstellung „Briefe von der waffenlosen Front“ (Andreas Ilse) und zur Geschichtsdokumentation (Zeitzeugensuche). Damit wird zum ersten Mal eine sechswöchige Ausstellung zur Bausoldatengeschichte am authentischen Ort gezeigt, nachdem die Ausstellung „Graben für den Frieden“ zunächst im Fähranleger Mukran (2005) und später nur drei Tage während des Jugendevents Prora06 (2006) am Rande von Block V präsentiert worden war. Dauerhaft erinnert nichts und niemand an die DDR-Geschichte Proras, die zusehends entsorgt wird.

Unsere siebzig aufwändig gestalteten
Einladungskarten mit Hinweis auf die Bausoldatengeschichte Proras erreichen Behörden, Institutionen und Instanzen in ganz Deutschland. Kein einziger von den Geladenen nimmt teil, mit Ausnahme des ostseh-redaktionsbüros. Eine einzige bedauernde Absage erreicht uns aus dem Bildungsministerium (Henry Tesch), was der einzige Kommentar gegenüber Denk-MAL-Prora in all den Jahren bleibt.

16. Juni
Schreiben an Bauamtleiter Roloff, der uns in die Ausführungsplanung beim Bau der Jugendherberge mit einbeziehen wollte - mit Bitte um Transparenz hinsichtlich des
Planungsstandes. Ein Gesprächstermin wird uns nie mitgeteilt.
Weiterer Antrag auf Denkmalschutz bzgl. der Arrestzellen in der Rezeption des JZP und in Block III, Prora-Ost – Antwort (= Ablehnung) nach Aufforderung im Februar 2010 bzgl. der Arrestzellen in der Rezeption. Der Antrag bzgl. Prora-Ost wurde offenbar nicht bearbeitet.

11. Juli
1. Spatenstich für die Jugendherberge Prora. Unser Verein ist nicht geladen und richtet einen
offenen Brief an die Landrätin, der von der örtlichen Presse, der Politik und Bundesverkehrsminsiter Wolfgang Tiefensee (selbst ehemaliger Bausoldat) ignoriert  wird. Damit bevorzugt die Landrätin ihren Verein. Prora-Zentrum e.V. stellt vor Ort sein eigenes Bildungskonzept vor, in dem erstmals auch die Bausoldaten erwähnt werden. Praktisch aber geschieht nichts, die letzten Spuren der Nutzungsgeschichte auf dem Gelände bleiben gefährdet. 

In der Zeitschrift Zeitgeschichte regional 1/2009, 13. Jg. erscheint ein
Beitrag über die Erinnerungskultur, welcher das Verhalten von Prora-Zentrum e.V., der Presse und der Aufarbeitungsinstitutionen und -gesellschaften mit uns Zeitzeugen und Sympathisanten öffentlich macht. Eine Resonanz bleibt aus.

03. August
Kooperationsgespräche mit dem Deutschen Jugendherbergswerk (DJH) in Rostock: Vereinbarung der Erstellung von Workshops für den Jugendzeltplatz für das Jahr 2010, in dem Denk-MAL-Prora e.V. erstmals Schulklassen etc. betreuen möchte. Denk-MAL-Prora entwirft daraufhin „Bildungsbausteine“, doch die Zusagen für eine künftige Zusammenarbeit werden nicht eingehalten (vgl. 2010)..

07. August
Eröffnung der ersten Dauerausstellung zur Geschichte der Bausoldaten „Briefe von der waffenlosen Front“ im ehemaligen Versorger Mukran, der heutigen Gaststätte Altsaalfelder. Aufarbeitungsinstitutionen und Behörden zeigen an dieser erfreulichen Entwicklung noch immer kein Interesse.

11. August
Amtliche Anerkennung der Gemeinnützigkeit des Vereins, wofür sich eine Änderung in der Satzung notwendig machte, was aufgrund eines Beschlusses der Mitgliederversammlung erfolgte.

7. September
Mit dem Buch „Der Prinz und das Proradies“ erscheint die
Gründungsgeschichte des Denk-MAL-Prora (seit 2006). Deutschlandfunk hebt die Thematik aufs „Podium“, setzt darin aber eher den Zeitzeugen „Prinz von Prora“ als den Historiker Dr. Stefan Wolter in Szene.


16. September
38 Tagungsteilnehmer der Konferenz "Dienstgrad Spaten" (Ev. Akademie Wittenberg) bringen einen
offenen Brief in Schwerin ein. Eine Reaktion aus dem Bildungsministerium erfolgt nicht.

22. September
Trotz anders lautenden
Zwischenbericht (07.04.09) der Fachbehörde beim Landesamt für Kultur- und Denkmalpflege erhält Denk-MAL-Prora e.V. eine Generalabsage bzgl. des Schutzes baulicher Ausstattungsstücke aus der DDR-Zeit. Das Schreiben zeigt, als was man die Kasernenanlage, die so viele Menschen geprägt hat, abschließend zu betrachten wünscht. Gegen diese Verdrängungskultur legt der Verein Widerspruch beim Bildungsministerium in Schwerin ein, verbunden mit der Forderung der Überprüfung dieses Vorganges (06.10.09). Keine Reaktion.


Oktober/November
Prora-Zentrum e.V. kündigt auf der eigenen Homepage Forschungen zur Bausoldatengeschichte an und geht auf Zeitzeugensuche. Denk-MAL-Prora (inzwischen 30 Mitglieder) wird nicht angefragt. Das Ergebnis wird – bis auf zwei mager ausgestattete Glasvitrinen (vgl. April 2010) - noch zwei Jahre später nicht erkennbar sein, jedoch erhält Prora-Zentrum aus der EU, vermittelt durch die Landesregierung eine kräftige Finanzspritze von 130.000 Euro. 2012 kommen nochmals 30.000 Euro für die Zeitzeugenbefragung hinzu.

Mit M. Bosch stellt sich ein erster Bausoldat gegen unseren Verein auf die Seite des Prora-Zentrum e.V., das einen runden Tisch mit allen Initiativen vor Ort nicht zustande kommen lässt.

11. Dezember
Im Rahmen des Interessenbekundungsverfahrens für die Trägerschaft des künftigen Bildungszentrums bei der Jugendherberge findet relativ überraschend in Sassnitz ein „
Workshop“ statt. Weil der Initiator (Landesfachstelle für  Gedenkstättenarbeit Politische Memoriale e.V.) korporatives Mitglied im Prora-Zentrum ist und wir auf den im März versprochenen Runden Tisch warten, geben wir eine schriftliche  Stellungnahme ab (Anlage 1), in der sich Denk-MAL-Prora für eine Zusammenarbeit aller Initiativen ausspricht.
Der Workshop zum entstehenden Bildungszentrum fördert z.T. Ergebnisse zutage, die den Zielen unseres Vereins entsprechen. So hebt Dr. Rüdiger Wenzke (Historiker am Militärgeschichtlichen Forschungsamt Potsdam) hervor, die Darstellung und Würdigung der Bausoldaten als Teil der DDR-Opposition gehöre nach Prora. Zum NVA-Standort Prora allgemein stellte er abschließend
vier Punkte fest. Wir werten das als Vereinserfolg.

16. Dezember
Denk-MAL-Prora e.V. und das "Dokumentationszentrum Prora" geben eine gemeinsame
Presseerklärung gegen die Alibiveranstaltung des Workshops in Sassnitz heraus:

„…Auf Grund der vorgetragenen Fakten (Anm. über den Charakter des Prora-Zentrum mit seiner Vereinslobby in die Regierungskreise hinein) zweifeln das  Dokumentationszentrum Prora und
Denk-MAL-Prora e.V. an einer objektiven Durchführung eines Verfahrens zum Aufbau einer/s Bildungsstätte/Begegnungszentrums in der Jugendherberge Prora und empfinden den am vergangenen Freitag durchgeführten Workshop als Alibiveranstaltung ohne erkennbaren Nutzen… Wir sind der Auffassung, dass ein arbeitsteiliges Engagement in Prora, entsprechend den bisherigen Tätigkeiten der Einrichtungen unter Einbeziehung des Denk-MALProra e.V. die beste Lösung wäre.“

18. Dezember
Eine Woche nach dem Workshop beginnen in Prora die Abbrucharbeiten trotz ungeklärten Denkmalschutzgutachten und versäumter Dokumentation. Die Landrätin (=Vorsitzende des Prora-Zentrums) setzt selbst den Presslufthammer an. (Vgl. Presseseite)

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